Newsletter #23

Ein neues Schuljahr: Hoffnung, Freude – und Ängste

Es mag etwas unverständlich sein, dass Kinder und Jugendliche mit hohem kognitivem Potenzial (HKP) Neues oft nicht mögen sollen: Sind sie denn nicht interessiert und offen, wollen doch eben immer wieder neue Herausforderungen?

 

 

 

Dem ist so. Allerdings geht es dabei vor allem um neue Interessen, neue Themen, denkerische Herausforderungen.

 

 

 

Eine andere Herausforderung ist ein Neubeginn in äusseren Dingen, wie ein erstmaliger Besuch eines Kurses, einer neuen Schulklasse oder gar einer neuen Schule.

 

Natürlich gibt es auch ‚Abenteurer‘ unter diesen Kindern und Jugendlichen. So zum Beispiel ein dreijähriges Kind, das beim zweiten Besuch einer Spielgruppe zu seiner Mutter sagte: „Du kannst jetzt gehen, Mama.“

 

 

 

Erfahrungen mit Personen ausserhalb der Familie haben diese Kinder oft sehr vorsichtig werden lassen. Zum Beispiel Äusserungen wie ‚Das Kind ist so altklug‘. Und vor allem, wie in Text A bereits gesagt: Mit ihrer grossen Fantasie können sie sich sehr Vieles vorstellen, das vielleicht nicht gut laufen könnte.

 

 

 

Neubeginn ist es jeweils auch für Kindergärtnerinnen und Lehrpersonen, wenn sie zum ersten Mal ein Kind mit HKP in ihrer Klasse haben. Dieses Thema kommt in ihrer Ausbildung meist nur am Rande vor. So ist das Erkennen eines Kindes mit HKP für sie sehr schwierig,

 

 

 

Stellen Sie sich ein Kind mit HKP im Kindergarten oder in der 1. Klasse vor. Wird es brav und still im Kreis vorne sitzen? Oder Linie um Linie von A‘s ins Heft schreiben? Oder interessiert zuhören?

 

Abgesehen davon, dass auch alle anderen Kinder das nicht unbedingt tun: Von Hochbegabten wird in der Regel erwartet, dass sie gerne und motiviert lernen, aufmerksam sind und mitmachen.

 

 

 

Das tun sie auch – falls die Themen für sie denkerisch herausfordernd genug sind.

 

Ein Kind mit HKP in der ersten Klasse wird aber kaum Motivation aufbringen können, Buchstaben in Reihen zu schreiben, wenn es bereits Bücher liest. Es wird vermutlich im Kreis auch immer wieder ‚herausplatzen‘ mit Fragen und Antworten, die nicht gewünscht sind. Die Assoziation der Lehrperson ist dann weit eher ‚ADHS‘ als ‚hohes kognitives Potenzial‘.

 

 

Hier ist noch viel Arbeit in der Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen notwendig. Damit weder für sie noch für die Schulkinder der Neubeginn eine Enttäuschung wird.