Newsletter #22

Schulnoten: kein Merkmal für HKP

Leider sind Kenntnisse zu Schülerinnen und Schülern mit HKP an unseren Schulen in der Regel gering. Es geht nicht darum, Lehrpersonen Vorwürfe zu machen. Was man in der Ausbildung nicht bekommen hat, kann man auch nicht präsent haben. Aber es geht darum, dass das ändern muss.

Denn die schulischen Leistungen und auch das Verhalten dieser Kinder und Jugendlichen können heutzutage von den Lehrpersonen kaum angemessen beurteilt werden.

Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf Bewertung und Notengebung und damit auf die ganze Schullaufbahn der Schülerinnen und Schüler mit HKP.

 

Es gibt Untersuchungen zum Erkennen von Hochbegabten durch Lehrpersonen. Sie zeigen: Das Lehrerurteil ist auch nicht besonders geeignet zum Finden von Kindern mit HKP.

In der Untersuchung von Pegnato und Birch, 1977 (erwähnt in: Heinz Holling und Uwe Peter Kanning, ‘Hochbegabung – Forschungsergebnisse und Fördermöglichkeiten‘. 1999) wurde knapp die Hälfte der Hochbegabten von Lehrpersonen als hochbegabt erkannt. Und von den von Lehrpersonen als hochbegabt ausgewählten Kindern waren nur 26% tatsächlich hochbegabt.

 

Zur Notengebung schreibt .Annette Heinbokel, dass spätestens seit den Untersuchungen von Ingenkamp (1971) bekannt sei, „wie ungenau z.B. sogar willkürlich die Zensurengebung ist“.

Ein Lehrer könne seine Schüler nur „in Relation zu seinen eigenen Erwartungen, seinen Erfahrungen und den sichtbaren Leistungen der Schüler zensurieren.“

(Annette Heinbokel: Hochbegabte. Erkennen, Probleme, Lösungswege, 2011)

 

Man sollte wissen: Kinder und Jugendliche mit HKP zeigen eher divergentes Denken (kreativ und assoziativ, mit vielen Vernetzungen und ungewöhnlichen, innovativen Ideen). In den Schulen steht aber eher das konvergente Denken (es gibt eine einzige Antwort oder Lösung, mit einem Lösungsweg) im Vordergrund.

Man kann sich gut vorstellen, welch grosse Anpassungsleistung Schülerinnen und Schüler mit HKP bringen müssen. Dies wird – da unbekannt – kaum je gesehen und oft negativ bewertet.( „Am Thema vorbei“, „Diese Lösung gilt nicht“ u.ä.).

 

Aiga Stapf schreibt, dass aufgrund vielfältiger Erfahrungen und Befunden aus der Hochbegabtenforschung davon ausgegangen werden müsse, „dass mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit hochbegabte Kinder in ihren üblichen Kindergarten – und Schulumwelten auf für sie nicht passende Anforderungsbedingungen stossen (Cropley et al, 1988.)“ 

(Aiga Stapf, Hochbegabte Kinder. Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung, 2003)