Newsletter #21

HKP: vererbt – erlernt – erworben?

Elsbeth Stern, Professorin an der ETH, schreibt in ihrem Buch (‚Intelligenz. Grosse Unterschiede und ihre Folgen‘, 2013), dass die Gene Wachstum und Entwicklung aller Organe steuern, dass aber die Umweltbedingungen ebenfalls Einfluss haben: Die genetischen Anlagen eines Menschen können sich nur entwickeln, wenn bestimmte Umweltbedingungen gegeben sind.

 

Nach Frank M. Spinath, Professor an der Universität des Saarlandes, sind 70 % der interindividuellen Unterschiede in der Intelligenz durch genetische Faktoren erklärbar. Sozioökonomische Faktoren beeinflussen dann die Bedeutung von Anlage und Umwelt.  

(Frank M Spinath in D.H Rost, Hrsg. ‚Intelligenz, Hochbegabung, Vorschulerziehung; Bildungsbenachteiligung‘, 2010)

 

Die Gehirnforschung belegt, dass die genetisch bedingte Veranlagung „nur durch angemessene Lernbedingungen eine optimale Förderung und Weiterentwicklung von Kindern und Jugendlichen erzielt werden kann. Nur durch das Zulassen von kreativen und divergenten Denkansätzen sowie unter Berücksichtigung verschiedener Denkstile kommt es zu einer optimalen Förderung für Begabte.“

(Helene Rucker, Universität Graz, in ‚journal für begabtenförderung‘, 2/2005)

 

Die Intelligenzforschung zeigt: Die genetische Disposition und der Einfluss durch Erfahrungen arbeiten zusammen. In den verschiedenen Studien zur Vererbung der Intelligenz geht man von einer Vererbungsrate zwischen 50 % und 80 % aus.

Welchen Anteil diese beiden Aspekte einnehmen lässt sich wohl kaum klären, ist aber auch nicht so wichtig.

 

Wichtig aber ist: Die Bedingungen an unseren Schulen sind für Schülerinnen und Schüler mit HKP denkbar schlecht. Trotz ihrer hohen Intelligenz können sie in ihrer Schullaufbahn scheitern – eine Situation, die wir in der Praxis leider immer wieder erleben.

Und viel zu oft wird, mangels genügend Kenntnissen, das betreffende Kind (oder seine Eltern) dafür verantwortlich gemacht. Dass es aber der reguläre schulische Unterricht sein könnte, der diesen Kindern und Jugendlichen nicht entspricht, scheint ein sehr grosses Tabuthema zu sein.

 

Und dies möchten wir ändern.